Der Weg vom Campingplatz, der etwas weiter mainaufwärts direkt am Fluss lag, zum Festival war durchaus gesundheitsfördernd. 15 Minuten Fußmarsch konnte man einplanen. Auf dem Festival legt man sicher auch noch einige Kilometer zurück und wenn man zu den Konzerten tanzt, hat man am Ende des Tages sicher genug Bewegung bekommen.
Nach dem Check durch die Security am Hintereingang (Mitbringen von Getränken und allem was nach Waffen aussehen könnte ist untersagt) stellte sich auf dem Festivalgelände sofort eine tiefentspannte Stimmung ein. Breit grinsend sind wir erst mal rumgelaufen und haben uns alles angeschaut.
Hinten Kinderbelustigung, danach Fressstände, Basar, kleine Bühne, Infozelt und separiert mit eigenem Einlasscheck das große Zirkuszelt in dem die Abendkonzerte stattfinden.
Ein paar Impressionen vom am Freitag Mittag noch recht leeren Festivalgelände von der Brücke der Deutschen Einheit:
Unter der Brücke nutzten zwei senegalesische Trommelgruppen den Hall der Brücke und lieferten sich abwechselnd Trommelfeuerduelle die immer große Menschentrauben anzogen. Kein Wunder bei dem rhythmischen Feuerwerk das hier geboten wurde.
Leute aus dem Publikum wurden immer wieder von den "Showmastern" animiert im Kreis mit zu tanzen. Witzig war, ein Jugendlicher wurde von seinem Kumpel in den Kreis geschubst und hat dann eine wirklich gute Tanzperformance hingelegt. Manchmal braucht es wohl einen Tritt in den Hintern, bevor man sich gehen lassen kann ;-).
Die Nachmittagskonzerte von Olivier Tshimanga und Lebo am Donnerstag haben wir Stau- und orientierungsbedingt weitestgehend verpasst.
Dafür ging es am Abend dann richtig los.
Zunächst mit der Hot Water Band, Party Sound aus Südafrika, im von der Tageshitze aufgeheizten Saunazelt. Warum kann man da nicht tagsüber mal ein paar Bahnen rundrum hochziehen, damit es durchlüften kann?
Der Korpus der Gitarre des Sängers ist, wie auf der Webseite zu sehen, aus einem Ölkanister gebaut und er hat sie auch als seine "Afri-Can Guitar" vorgestellt.
Den zweiten Teil des Konzerts haben wir klimabedingt am Bierstand vor dem Zelt genossen.
Das zweite Konzert des Abends von Hugh Masekela wollte ich unbedingt sehen. Das war einer der Anreize zu diesem Festival zu fahren und ich wurde nicht enttäuscht. Benne hat sich einen der Sitze im hinteren Zeltteil gesucht (wie kann man bei guter Musik sitzen? Wenn der Rhythmus in Bauch, Hintern und Beine fährt, muss ich einfach zappeln, sitzen geht dann gar nicht ;-)).
Ich blieb im Eingangsbereich, da war die Sicht gut und genug Platz zum tanzen.
Hugh Masekela und seine Band haben auch gleich richtig los gelegt, allein das erste 11 min dauernde Stück hat mich mitgerissen, jazzig groovende afrikanische Rhythmen, gepaart mit Hugh Masekelas Trompete und afrikanischem Skatgesang war überwältigend.
Das ganze Konzert war phantastisch und hat einfach nur Spass gemacht. Hugh Masekela ist ein klasse Entertainer und Geschichtenerzähler und die Musiker seiner Band sind wirklich gut. Als Zugabe gab es nach über 90 durchtanzten Minuten noch die alte Hymne "Bring Him Back Home (Nelson Mandela)", die immer noch nichts von ihrer Kraft eingebüsst hat.
Ach, was soll ich weiter krampfhaft versuchen etwas in Worte zu fassen, was man einfach besser selbst gesehen, gehört und erlebt haben sollte. Das Festivaldauergrinsen war an diesem Abend jedenfalls gesichert.
In der Arte Mediathek ist das Konzert evtl. noch eine Weile zu bestaunen.
Da ich mich am Donnerstag noch an das (meiner Ansicht nach unsinnige) Photo-Verbot gehalten habe, habe ich ein paar Snapshots aus der Konzertaufzeichnung erstellt (© arte.tv). Ich hoffe Arte sieht dies als Werbung. Danke jedenfalls an Arte dass Ihr das Festival unterstützt, die Konzerte streamt und aufzeichnet!
Den schönen ersten Festivaltag haben wir dann vor dem Bus mit einem Rotwein-Absacker beendet und uns von den auf der anderen Mainseite ratternden (Güter-) Zügen in den Schlaf lullen lassen.