Wie in der Politik ist es beim Bremsen fatal wenn es plötzlich einen kräftigen Rechtsruck gibt (OK, ein starker Linksruck wäre genauso unschön).
Nach der Winterpause hat der Bus beim Bremsen immer etwas nach rechts gezogen, was sich meist beim Fahren nach mehrfachem Bremsen gegeben hat.
Auf der Fahrt zum Africa Festival und zurück wurde es zwar etwas besser aber nicht wirklich so gut, dass ich es wegignorieren konnte.
Da muss nachgesehen werden!
Ein Freund, der KFZ-Meister ist, versprach mir zu helfen. Nach einigem hin-und-her-Diagnostizieren wurde der Radbremszylinder als Hauptverdächtiger ausgemacht und ich habe auf Verdacht zwei neue Zylinder bestellt und Bremsflüssigkeit besorgt. Selbst wenn es etwas anderes wäre, irgendwann würde ich die Radbremszylinder benötigen.
Eines schönen Samstagnachmittags haben wir uns getroffen um den vorderen Trommelbremsen zu Leibe zu rücken. Ein weiterer Freund kam noch dazu, da er sich das Ganze und vor allem die historische Trommelbremstechnik mal genauer ansehen wollte. Ein potentieller Helfer mehr, immer gut!
Den Bus haben wir am vorderen Querträger hochgehoben und die 8t-Stützen meines Freundes unter den Rohrahmen geschoben, das sollte halten.
Rad ab, Trommel ab, das geht einfacher wenn man die Bremsbackennachstellung zuerst etwas zurückdreht, und schon war das Malheur gut sichtbar.
Der Radbremszylinder war vorne tatsächlich undicht und hatte Bremsflüssigkeit ausgespuckt und diese wirkt auf den Bremsbelägen wie Flutschi!
Kein Wunder dass das links nicht mehr so gut bremst und nach rechts ruckt.
Die Bremstrommel war natürlich auch schmodderig, sah aber sonst noch gut aus, keine Riefen zu sehen. Auch die Bremsbeläge waren noch gut dick und sahen fast neuwertig aus. OK, die Bremsflüssigkeit verhindert auch wirksam übermässigen Abrieb ;-).
Nun ging es daran, die Bremse zu zerlegen. Dazu müssen an der Öse über dem Radbremszylinder die Federn ausgehängt werden, die die Bremsbacken wieder in die Grundstellung zurück ziehen. Dann werden die Scheibchen auf den Bremsbackenträgerhaltebügeln mit einem Spezialwerkzeug oder einfach einer Flachzange gedreht und samt Federn entfernt. Der obere Bügel zwischen den Bremsbackenträgern und die Feder unten über dem Nachsteller kommen dann von allein mit raus, wenn man die Bremsbackenträger von den Haltestiften zieht. Vorher alles schön anschauen, einprägen oder Fotographieren, damit man es hinterher wieder richtig zusammen bekommt. Keine Garantie, dass die von mir gewählten Bezeichnungen der Teile korrekt sind.
Jetzt kann der Radbremszylinder ausgebaut werden. Hinten auf dem Zylinder ist eine Mutter aufgreschraubt, in die der Bremsschlauch geschraubt wird und mit der der Zylinder befestigt ist. Es empfiehlt sich, die Mutter des Bremsschlauchs oder des Zylinders nur leicht zu lösen und dann den Zylinder zu drehen, da so der Bremsschlauch nicht beim Schrauben verdreht und evtl. beschädigt wird.
Nach der Kaffeepause ging es daran die Bremsen zu reinigen. Die Trommel wurde mit Bremsenreiniger geflutet und ausgewischt. Die Bremsbeläge hatten wir schon vor der Pause ordentlich mit Bremsenreiniger eingesprüht, was wir nach der Pause noch einmal wiederholten.
Um die Beläge richtig trocken zu bekommen, kamen dann noch heißes Wasser, ein alter Pinsel und ein Heißluftföhn zum Einsatz. Beläge mit heißem Wasser übergiessen, mit dem Pinsel derweil das Wasser über den Belägen verteilen und anschließend mit dem Föhn trocknen. Nach zwei bis fünf Behandlungen waren die Beläge wieder sauber und trocken.
Nun konnte der neue Radbremszylinder eingebaut und die Bremse zusammengebaut werden.
Auf der rechten Seite war der Zylinder noch in Ordnung und die Bremse sah gut aus. Da man aber immer die Zylinder auf beiden Seiten ersetzen soll haben wir auch diesen ersetzt.
Anschliessend wurden die Bremsen noch rundum entlüftet und dabei die Bremsflüssigkeit gewechselt. Dazu braucht man zwei Personen. Eine sitzt im Bus, achtet auf den Stand der Bremsflüssigkeit im Ausgleichsbehälter, füllt bei Bedarf nach und erzeugt ordentlich Druck durch Pumpen des Bremspedals. Dann wird der Druck am Pedal gehalten, während die zweite Person den Entlüftungsnippel der Bremse öffnet. Auf diesen sollte ein Schlauch gesteckt werden, der das austretende Bremsflüssigkeits-Luft-Gemisch in einen Abfallbehälter leitet. Das Bremspedal fällt dabei auf den Boden. Nun wird der Nippel wieder geschlossen und das Spiel beginnt von vorn bis nur noch Bremsflüssigkeit und keine Luft oder Schmodder mehr kommt. Anschliessend sind die restlichen Bremsen an der Reihe.
Jetzt bremst der Bus wieder schön gleichmässig.
Achtung! Bremsen sind für alle Beteiligten im Straßenverkehr überlebenswichtig! Daher sollten sie nur von Personen gewartet werden, die sich auskennen und wissen was sie tun!